Ein Leben im Engagement für andere: Die Braunschen Frauen

Zum Tod von Trude Braun und dem, was von ihrem Ehrenamt bleibt

Trude Braun

Die „Braunschen Frauen“ sind nach ihrer Namensgeberin Trude Braun benannt, die eine besondere Frau war: ein Motor, eine Verbinderin, eine Ideengeberin, eine Anstifterin zu Gutem, ein #ehrenmensch, eine Frau, die sichtbare Spuren hinterlässt in vielfältiger Weise.

Frau Braun verstarb im Kreise ihrer Familie in einem Zimmer des Hauses, für das sie sich seit ihren jungen Jahren mit Herzblut eingesetzt hat.  Einige Tage zuvor bekam sie noch Besuch von Frau Müller, einer Freundin aus dem Ehrenamtlichenkreis, den sie vor 56 Jahren einmal selbst gegründet hat und sie erkundigte sich auch an diesem Tag, was die Frauen als nächstes planen… und: sie gab noch ein letztes Mal ihrem Wunsch Ausdruck, dass dieser Kreis weiterbestehen möge und sie auch junge Frauen für Engagement gewinnen mögen.

Als Führsprecherin des Wilhelm-Langemann-Hauses, als engagierte Bürgerin und engagiertes Gemeindemitglied der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien zeigte Trude Braun sofort Interesse an dem Neubau im Jahr 1964 und begann unmittelbar mit dem Einzug der ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihr Engagement im Hause. Frau Braun hatte Kraft und sie hatte Zeit ihres Lebens den Blick über den Tellerrand vom eigenen Leben mit Haus und Familie gerichtet. Sie sah, was um sie herum geschah und ihr Herz schlug für ein Miteinander unter Menschen, für ein Geben und Nehmen, für Frauenpower, für soziale Gerechtigkeit.

In Meinerzhagen war sie stadtbekannt und mischte mit: beispielsweise im städtischen Sozialausschuss und sie entschied, immer wieder andere Frauen anzusprechen, um gemeinsam für die Seniorinnen und Senioren im Haus Birkeshöh (so hieß das Wilhelm-Langemann-Haus früher) gesellige Stunden zu organisieren.

Frau Gudrun Holthaus, eine der 11er Truppe der Braunschen Frauen und schon seit 28 Jahren aktiv dabei, erzählt von der Geselligkeit, die in ihrem Kreis ein Merkmal ist: „Wir treffen uns monatlich mit den Braunschen Frauen und genießen dann einen schönen Abend in einem benachbarten Lokal. Dabei tauschen wir uns über letzte Aktionen in unserem Wilhelm-Langemann-Haus aus und planen den Nächsten geselligen Nachmittag für die Bewohner*innen. Viele von uns, wie ich auch, engagieren sich vielfältig im Haus, bis hin zum Hospizdienst.“

 „Sie hatte mich schon lange im Blick“, erzählt Frau Ulla Müller von den Braunschen Frauen im Interview „aber ich musste erstmal meine 4 Kinder großziehen und auch meine Eltern und die Schwiegereltern betreuen. Als ich die Zeit hatte, stieg ich mit ein. Durch Trude wurde mein Blick auf meine 150 Nachbarinnen und Nachbarn im Wilhelm-Langemann-Haus gerichtet, die dort wohnen.“

Mittlerweile ist die rüstige Seniorin 25 Jahre bei den Braunschen Frauen aktiv dabei, leitet eine Gedächtnistrainingsgruppe und arbeitet im Hospizdienst mit. „Das Wilhelm-Langemann-Haus ist mein zweites Zuhause!“ sagt sie.

Die Spuren von Trude Braun sind sichtbar in den Menschen wie Frau Müller und Frau Holthaus und im Wilhelm-Langemann-Haus selbst:

Einrichtungsleiterin Ingrid Papst blickt dankbar zurück: „Der Friseursalon im Haus und das Wasserpiel im Innenhof sind beispielweise auf Initiative von Frau Braun durch die Spenden, die die Braunschen Frauen mit Straßenfesteinnahmen erzielt haben, entstanden. Bei dem jährlichen Basar haben die Braunschen Frauen den Trödel- und den Bastelstand organisiert und die Einnahmen uns zukommen lassen.“

„Trude Braun war aber auch wie eine Brücke zwischen den Bewohner*innen und der Leitung des Hauses“, berichtet Frau Papst. „Sie hat die Stimmen der Bewohner hierhergetragen – immer sehr ehrlich und direkt - und dann hieß es auch mal „Das Essen im Haus schmeckt den Bewohnern nicht!“ und wir haben uns darangemacht, das zu ändern! Sie setzte sich für passende Fortbildungen im Hause ein, die zu den Fragen der ehrenamtlich Engagierten passten und dann auch wirklich gut besucht wurden“, berichtet Frau Papst weiter. „Und wenn Trude eine Idee hatte, die sie wichtig fand, dann hat sie die auch umgesetzt!“ schmunzelt sie über die Beharrlichkeit von Trude Braun.

Nun ist die Gründerin und Namensgeberin dieser agilen Frauen verstorben. Aber ihr Engagement zieht weiter Kreise. Danke, liebe Frau Braun und Danke, liebe Braunschen Frauen!

Was ein Mensch an Gutem
in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.

                                            (A. Schweitzer)

In Verbundenheit und Dankbarkeit nehmen wir 'Braunschen Frauen' Abschied von

Trude Braun

die am 16. August 2020 von uns gegangen ist.

Frau Braun war seit Bestehen des Wilhelm-Langemann-Hauses mit diesem „ihrem“ Heim verbunden und hat sich unermüdlich für dessen Bewohner eingesetzt. Sie gründete1964 einen Kreis von jungen Frauen, die einmal monatlich einen fröhlichen Nachmittag für die Bewohner gestalteten. Das war die Geburtsstunde der später sogenannten „Braunschen Frauen“, die sich seit nunmehr 56 Jahren im Wilhelm-Langemann-Haus engagieren. In all den vielen Jahren des Bestehens dieses Kreises war sie Motor und uns allen ein Vorbild.

Wir danken ihr für ihre Freundschaft und für alles Gute und Schöne, das wir von ihr gelernt und mit ihr und durch sie erlebt haben. Wir werden versuchen, ihr Lebenswerk fortzuführen und noch oft an sie denken.

Die Braunschen Frauen
im August 2020