Erfolgreicher Vertrauens-Test beim Kirchentag

Pause inklusiv

Diakonie-Kooperation und Inklusion beim Dortmunder Kirchentag


Dortmund/ Hamburg/ Münster/ Mosbach/ Hildesheim/ Bad Oeynhausen (AM).
„Die Einnahmen waren höher als in den Vorjahren. Der Praxistest hat funktioniert. Beim Kirchentag wurde nicht nur über Vertrauen geredet, sondern Vertrauen gelebt“, freut sich Frank Hüsemann aus der Diakonie Himmelsthür im niedersächsischen Hildesheim. Er ist einer der Organisatoren von Pause inklusiv, einem Café mit Kulturprogramm, das bereits zum vierten Mal bei einem Deutschen Evangelischen Kirchentag stattgefunden hat. In Dortmund haben neben Himmelsthür, die Johannes Diakonie Mosbach (Baden), die Evangelische Stiftung Alsterdorf aus Hamburg, die Evangelische Perthes Stiftung aus Münster und die Diakonische Stiftung Wittekindshof zusammengearbeitet, die mit mehr als 500 Personen nach Dortmund gekommen sind. Passend zum Kirchentagsmotto „Was für ein Vertrauen“, hatten die Organisatoren auf die bisher übliche Registrierkasse und das Nachzählen des Geldes für Kaffee, Schorle, Tee und Snacks verzichtet und Sammeldosen vorbereitet. „Die Kasse des Vertrauens war ein Experiment, aber auch eine gute Chance für Teilhabe. In diesem Jahr konnten auch Menschen, die Geld nicht nachzählen können, kassieren. Sie waren mit Bauchläden und selbstgebackenen Keksen unterwegs“, erklärt Frank Hüsemann, dem es darauf ankommt, dass möglichst viele Menschen mit Behinderung ihre Stärken einbringen und den Kirchentag mitgestalten können.

Menschen mit Behinderung gestalten Kirchentag

Bei Pause inklusiv war das im Serviceteam des Cafés, in der Kunstausstellung und auf der Aktionsfläche möglich. Aktiv waren zwei Künstlergruppen aus der Diakonie Himmelsthür, der Sing- und Orffkreis aus der Johannes-Diakonie, aber auch viele Gäste, die spontan die täglichen Andachten in Leichter Sprache in der Mittagszeit mitgestaltet haben, bei denen auch Menschen mit Behinderung selbstverständlich den Segen gesprochen haben.

Selfies mit der Bundesministerin

Mit Vertrauenstexten haben sich die Wittekindshofer Wortkünstler und Altstadtdichter eingebracht, die bei vielen Gästen von Pause inklusiv auf so großes Interesse gestoßen sind, dass sie zum Lesen stehen geblieben sind. Zu ihnen gehörte auch Svenja Schulze, die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, die mit der Wortkünstlerin Katharina Hahne zum Abschied Selfies gemacht hat.

Kirchentagspräsident Leyendecker besucht Pause inklusiv

„Als besondere Ehre“, bewertete es Anke Marholdt vom Wittekindshof, dass der amtierende Kirchentags-Präsident Pause inklusiv besucht hat. Hans Leyendecker fragte Gäste nach der Stimmung in Dortmund, die durchweg positiv bewertet wurde, aber hatte auch ein offenes Ohr für diejenigen, die das Gemeinschaftsquartier in der LWL-Förderschule in Aplerbeck gelobt haben. „Die Schule hat bessere Bedingungen für Menschen mit Behinderung geboten, als wir in Hotels finden konnten. Außergewöhnlich war das Engagement der Evangelischen Jugend Hagen, die das Quartier organisiert und ein Abendprogramm mit Livemusik angeboten hat. Da wurde Inklusion bei bester Stimmung bis tief in die Nacht gelebt“, lobte Marholdt.

Viel Prominenz bei Pause inklusiv

Pause inklusiv hat sich wie bereits beim Berliner Kirchentag vor zwei Jahren wieder zu einem Treffpunkt für bekannte und weniger bekannte Gäste in unmittelbarer Nähe der Bühne im Forum Diakonie entwickelt. Fraktionsvorsitzende Katrin Göring Eckhardt (Grüne) und Generalsekretär Lars Klingbeil (SPD) hatten sich ebenso wie die religionspolitischen Sprecher der Grünen, der FDP und der Linken mit Maria Loheide, der Sozialpolitischen Vorständin der Diakonie Deutschland zum Gespräch bei Pause inklusiv verabredet. Michael Belitz, einer der Mitwirkenden mit Behinderung, hat unter anderen die Vizepräsidentin des NRW-Landtages Carina Gödecke, Pfarrer Heine Göttelmann von der Diakonie Rheinland-Westfalen Lippe und den Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, interviewt und ein Gespräch mit Christian Fritsch geführt, der im NRW-Ministerium für Arbeit. Gesundheit und Soziales für ehemalige Heimkinder und die Stiftung Anerkennung und Hilfe zuständig ist.

Vor noch größerer Kulisse hat Alexa Jürgens auf der Diakoniebühne mit ihrem Sprachcomputer den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, interviewt und ihn aufgefordert, Leichte Sprache in die Ausbildung für Pastoren zu integrieren, damit die zukünftigen Amtsträger so sprechen, damit sie alle verstehen.

Diakonie Bühne

Beste Gelegenheiten für Menschen mit Behinderung den Kirchentag mitzugestalten bot die Diakoniebühne. Lautstark, rhythmisch und mit großer Begeisterung wurde sie von der Wittekindshofer Gruppe Samba SoLe eröffnet. Der Sing- und Orffkreis aus der Johannes-Diakonie Mosbach hat den Diakoniegottesdienst begleitet und die Diakoniebühne ebenso wie die Liederfabrik der Börde-Werkstätten und Ralf Niehaus mit „Liedern aus der Radstation“ im Auftrag der Perthes Stiftung, der Living Music Box vom inklusiven Künstlernetzwerk barner 16 der Diakonie Alsterdorf und dem Wittekindshofer Chor Nordumgehung bereichert. Eigens für den Kirchentag hat eine Gruppe aus dem Wittekindshof Gronau ein Theaterstück über Vorurteile und Bösewichter erarbeitet und mit technischer Hilfe Auswege aus großem Lampenfieber gefunden.