"Ich will in meiner Freizeit Akzente setzen."

Melanie Tiedtke engagiert sich ehrenamtlich im Hospiz Lüdenscheid

Melanie Tiedtke
Marmelade mit Herz

„Ich erlebe bei meiner Arbeit als Arzthelferin die Auseinandersetzungen der Patient*innen und ihrer Angehörigen mit Krankheiten und mit heftigen gesundheitlichen Diagnosen. Die Horrorvorstellung von den meisten ist, im hektischen Krankenhaus sterben zu müssen. Sie tun alles dafür, um das zu vermeiden und viel zu wenige kennen die gute Arbeit und die Idee von Hospizen!“ sagt Melanie Tiedtke. Sie geht mit wachen Augen durch ihr Leben. Eigentlich hat die Arzthelferin, Ehefrau und Mutter zweier Töchter genug um die Ohren und heftige Schicksale begegnen ihr in ihrem Beruf in einer urologischen Praxis schon manchmal. Eigentlich könnte sie in ihrer Freizeit an sich selbst denken, jetzt, wo die Kinder groß sind, 13 und 18 Jahre. Aber Melanie Tiedtke will in ihrer Freizeit einen Akzent setzen. Ganz bewusst. Gut überlegt und in einem einjährigen Kurs der Johanniter vertieft: Sie will als Ehrenamtliche Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite stehen.

„Menschen können unheilbare Krankheiten diagnostiziert bekommen, alle Menschen müssen sterben und für Sterbende gibt es gute Orte und gute Begleitung, es gibt Hospize!“ resümiert Melanie Tiedtke.

Melanie Tiedtke ist in ihrer Praxis diejenige, die in diesen Fällen vom ambulanten Palliativdienst oder ambulanten Hospizdienst erzählt. Auch vom stationären Hospiz beschreibt sie alle Vorteile und sie kann es, weil sie es dort durch ihr Ehrenamt kennt.

Sie ist mit ihren 43 Jahren die jüngste Engagierte im Team der Ehrenamtlichen im Hospiz in Lüdenscheid. Als sie den obligatorischen Kurs zur Sterbebegleitung macht, muss sie sich zunächst mit sich selbst auseinandersetzen, denn das gehört dazu. „Das war erst mal gar nicht meins“, sagt sie lachend „aber das ist die Basis, man sollte sich selbst gut kennen.“ Begeistert erzählt sie von all dem, was man Gutes für Sterbende tun kann. Aromatherapie! Wohltuende Massagen! Und man könne Wein oder selbst Bier in ganz kleinen Pralinenförmchen einfrieren und so den Lieblingsgeschmack zum Lutschen denen anbieten, die Probleme mit dem Schlucken haben. „Es geht um das Leben, das Genießen von schönen Augenblicken und es geht um Erinnerungen, die auch in Düften und feinen Geschmäckern schöne Momente bescheren.

Im Hospiz Lüdenscheid findet Melanie Tiedtke das Team der Schwestern richtig toll, sie erzählt hochachtungsvoll von deren Leistungen und Warmherzigkeit. Zusammen mit anderen Ehrenamtlichen ist sie regelmäßig in der Küche aktiv, wenn sie dort gemeinsam Waffeln backen für Angehörige und Patienten oder wenn sie Marmeladen einkochen, gebrannte Mandeln herstellen und ihre Produkte für das Hospiz verkaufen.

Melanie Tiedtke begleitet aber auch Familien im ambulanten Hospizdienst. Deshalb erzählt sie von der Familie, die sie gerade wöchentlich unterstützt. Das Kind wird an seiner unheilbaren Krankheit sterben müssen und muss rund um die Uhr betreut werden. Der Junge kann nicht laufen, nicht reden, nichts. „Die Mutter ist eine Superheldin, sie ist extrem stark, sie ist stark geworden. Ich sag Ihnen, Krankheiten machen stärker!“ Melanie Tiedtke sieht ihre Aufgabe darin, die Familie tatkräftig zu unterstützen, aber auch die Beziehung zum Kind und zur Mama lebendig zu halten und ihnen zu spiegeln, wie toll sie alles meistern. An der Seite der Mutter erlebt sie ein Stück mit, was es heißt, ein sterbenskrankes Kind zu haben, wie man angestarrt wird, wenn man es draußen zum Spazieren fährt und wie sprachlos einem andere Menschen begegnen.

„Ich bin sehr froh mit meinem Ehrenamt, es füllt mich aus“, sagt Melanie Tiedtke und man merkt es ihr an.

Danke für Ihr Engagement!