Im Laufschrititt durch`s Leben - #ehrenmensch Erika Hessmann

„Na, wohin läufst du denn jetzt wieder?“, wird sie draußen auf den Wegen des Geländes St. Victor und den Straßen des Stadtteils Hamm-Herringen von ihren Bekannten gefragt. Sie ist einfach immer auf Achse. Sie wirkt jung und beweglich, Erika Hessmann, mit ihren 81 Jahren.

#ehrenmensch Erika Hessmann

„Andere in meinem Alter leben gemütlicher, ich dagegen brauche die Bewegung“, sagt sie begeistert. „Ich gehe jeden Tag raus. Gerne nehme ich eine Bewohnerin oder einen Bewohner von nebenan im Rollstuhl mit.“

Frau Hessmann wohnt auf dem Gelände neben der Evangelischen Kirche St. Victor. Dort ist immer etwas los. Schließlich gibt es hinter dem großen Gemeindehaus eine Kindertagesstätte mit großem Spielplatz, die Altenhilfeeinrichtung St. Victor und acht kleine und feine Altenwohnungen, von denen sie eine bewohnt und alles hat, was sie braucht. Kleine Wege verbinden alles miteinander. Rasen, Bäume, Blumen und Bänke zieren die Flächen zwischen den Einrichtungen.

St. Victor kennt Frau Hessmann schon 33 Jahre. Sie war eine der ersten Altenpflegerinnen in der neu gebauten Einrichtung, als sie 1988 aus der Nähe von Lingen mit ihrer Tochter nach Hamm zog.

Altenpflege war ihr Ding. „Es ist für mich der schönste Beruf gewesen, weil ich ihn wirklich mochte“, erzählt sie und sie berichtet davon, wie die erste Zeit für sie in St. Victor war, als alle gemeinsam im neuen Haus das Arbeiten begannen und alles einrichten mussten, so dass die Abläufe sich gut einspielten. „Wir hatten einen guten Zusammenhalt, waren personell gut aufgestellt und hatten sicherlich weniger Druck, als die Mitarbeitenden heute.“

Als Erika Hessmann in Rente ging, war ihr klar, dass sie sich weiter bewegen wollte. Die gute Verbindung zum Haus blieb über die fünf Einrichtungsleitungen, die sie schon kennengelernt hat, immer bestehen. Schwester Erika Hoheisel, damalige Einrichtungsleitung, hat sie, wenn es mal eng wurde, zur Mitarbeit an Wochenenden zwischen 2000 und 2005 immer wieder gerufen und das war genau das Maß an Arbeit, das gut war, um „nicht einzurosten“. Und dann, als Frau Hessmann ihr Berufsleben komplett beendete, wurde sie Ehrenamtliche in „ihrem“ St. Victor.

Zum Ehrenamt wurde sie persönlich eingeladen durch Schwester Erika, die einen großen „Initiativkreis Ehrenamt“ gründete. „Man muss die Menschen persönlich zum Ehrenamt ermutigen!“, sagt Frau Hessmann, weil sie es selbst so erlebte und auch andere persönlich zum Ehrenamt ermutigen kann. „Es ist eine Idee, die sich manche nicht gleich zutrauen und sie fragen „Ich? – Wie kann ich mich denn engagieren?“ und dann zähle ich all das auf, was man unterstützend machen kann – vorlesen, Hand halten, erzählen usw. - und wie viel Spaß das macht und sage: „Melde dich doch einmal und probier´ es einfach aus!“ So geht Erika Hessmann durch ihr Leben und ermutigt andere, Ehrenamt zu probieren. Ihre Cousine in Dinslaken beispielsweise sei ihr sehr dankbar für diese Ermutigung und blühe richtig auf.

Frau Hessmann sagt, dass sie es sich ohne dieses Engagement nicht vorstellen kann. Sie erlebt den  Unterschied zur damaligen Arbeit in der Pflege insofern, als dass sie im Ehrenamt aus allem Pflegerischen heraus ist und sie jetzt Schönes mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gestalten kann. So organisiert sie Feste jeglicher Art zu Karneval, um die Weihnachtszeit, sie gehen gemeinsam Spazieren und das, was sie besonders liebt, ist die Cafeteria am Sonntag. „Das ist dann ein schönes Zusammenkommen und das vermissen wir alle sehr während der Coronazeit und den damit verbundenen Einschränkungen.“

Erika Hessmann strahlt, als sie erzählt, was ihr Ehrenamt bedeutet: „Ehrenamt ist ein Geben und ein  Nehmen!“ Und ich kann kaum beschreiben, wie belebend und schön es ist, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner ihr ihren Dank zeigen und sie fragen: „Kommst du morgen wieder?“